Vögel
Kalt lassen diese intimen Arbeiten in großen Formaten wohl niemanden. Zwei Rehe (2018): In Wirklichkeit bloß eines, das in einer Doppelbelichtung geisterhaft nachhallt, verhallt (der Tod – das Echo des Lebens?), bevor eine Lärche es mit ihren herabrieselnden Nadeln förmlich betrauert und eine Eibe ihre roten Beeren dazu wirft (Grabbeigaben?). Selbst ein Spatz („Wahrscheinlich ist er gegen eine Scheibe geflogen“) bekommt seine Andacht: Vogelkehle II (1998). Und wenn Seyler seinem Bildnis die mit Blauwurz gefärbten Hände auflegt? Ein Versuch, den Tod zu begreifen? Offenkundig hat sie diesbezüglich keine Berührungsängste, ist der Tod doch ein Naturprodukt wie jegliches Leben.
Claudia Aigner